King Donald
Eigentlich müssen wir Donald Trump für das neueste von ihm respektive seinem Umfeld lancierte Video dankbar sein.
Für die, die es (noch) nicht gesehen haben: Ein KI-generierter Donald Trump besteigt ein Kampfflugzeug, auf seinem Schädel eine goldene Krone, nicht unähnlich denen, die sich Kinder an Fasnacht aufsetzen. So ausgestattet fliegt der amtierende US-Präsident über seine Lande, erspäht unter sich in den Straßenschluchten der Städte die gegen ihn, seine Majestät gerichteten Demonstrationszüge des von ihm regierten Volkes; seriöse Quellen vermelden sieben Millionen Teilnehmende in mehr als 2.600 Städten. King Donald setzt zum Tiefflug an, doch aus dem Bauch seines Jets fallen keine Bomben, sondern eine braune Masse, die selbst ein unvoreingenommener Betrachter als nichts anderes als Fäkalien identifizieren muss.
Dergleichen ist beispiellos. Kein Regierungschef eines demokratischen Staates hat es je auch nur ansatzweise gewagt, sich öffentlich so gegenüber seiner eigenen Bevölkerung zu gebärden. Doch, wie gesagt, wir müssen dankbar sein, denn es offenbart dem letzten Zweifelnden, wie dieser Mann denkt.
Man sollte es nicht für eine Art abgeschmackten oder perversen Witz halten, eine irgendwie ironisch gemeinte Replik auf die „No-Kings“-Parole der Demonstrierenden. Nein, Trump meint es wirklich so. Er, verliebt in goldenes Dekor jeder Art, mit denen er nicht nur sein Heim, sondern auch das Weiße Haus auszuschmücken weiß, er, der es genießt, von den, am liebsten britischen, Royals an die festliche Tafel gebeten zu werden, er, der Tag für Tag die demokratischen Institutionen seines Landes angreift, er sieht sich tatsächlich im Format eines Königs von Gottes Gnaden, der nun sein absolutistisches Zepter über die USA, das Muster aller modernen Republiken, zu schwingen befugt ist. Und der, wenn es ihm beliebt, höchstselbst seine Untertanen mit Jauche übergießen darf, so wie er seit Jahren verbal in rüdester Weise über ihm missliebige Landsleute herzieht.
Fast schon gemäßigt im Vergleich hierzu, weil lediglich mit politischen Kategorien um sich schlagend, erscheinen da Trumps Hofschranzen. So der Sprecher des Weißen Hauses Mike Johnson, der in den Millionen Demonstrierenden „Marxisten“ erkannt hat. Der texanische Senator Ted Cruz wusste genau, dass die Protestaktionen von der kommunistischen Partei der USA gehostet worden seien. Laut Verkehrsminister Sean Duffy waren sie, ganz klar, von der Antifa organisiert.
Nun dürfen wir gespannt sein, was für ein Video aus dem Hause Trump in den nächsten Tagen in Sachen Ukraine erscheinen wird. Vielleicht wieder eine Fantasie wie im Falle des Gazastreifens, der sich dank King Donalds Friedensmission in ein sonniges, Riviera-gleiches Urlaubsparadies verwandelt, in welchem in diesem Fall nicht Unrat, sondern Gold vom Himmel fällt. Die KI-generierte Ukraine wird eine blühende Landschaft sein, in welcher sich Putin und Selenskyj lächelnd und gut nachbarschaftlich über den Zaun an der Donezk-Region grüßen werden, im Hintergrund eine riesige, goldene Statue des US-Potentaten als Friedensfürst.
Abbildung: KI-generiertes Bild von Donald Trump als König, Quelle: ChatGPT via Wikimedia Commons (public domain)